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Der Alexanderplatz

Zwei Bilder von einem Ort. Doch wenn man heute vom Turm des Roten Rathauses in Richtung Alexanderplatz blickt, dann ist nur ein Anhaltspunkt dafür geblieben: der Bahnhof. Sonst ist alles anders, hat sozialistische Formen angenommen.
Hier am Alexanderplatz reifte Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre das repräsentative Zentrum der "Hauptstadt der DDR" heran. Voller Pathos formulierte Walter Ulbricht 1970 in seiner Neujahrsbotschaft: "Wer hätte damals, als wir noch an der Beseitigung der Trümmer des faschistischen Krieges arbeiteten, daran geglaubt, dass wir einmal solche schönen sozialistischen Stadtzentren haben würden."
Noch schöner sollte es durch den Fernsehturm werden. So rückten 1965 Bagger an, um Platz zu schaffen für den "Riesen vom Alex", wie ihn das Neue Deutschland betitelte. Die SED brauchte den Turm dringend, um ihre spezielle Sicht der Dinge via Fernsehen ins Land zu tragen. Bis 1969 wuchs er inklusive Antenne auf 365 Meter - ein bis weit in den Westen hinein sichtbares Zeichen "der Leistungskraft des Arbeiter-und-Bauern-Staates".
Der "Telespargel" - laut FAZ von 1969 auch "Renommier-Pimmel" genannt - geriet zum bevorzugten Objekt der Aufhaupropaganda. Dabei wurde er nicht ganz aus eigener Kraft errichtet: Die Fahrstühle stammten aus Schweden, die Edelstahlbleche der Kugel von Krupp. Dennoch war es eine große technische Leistung, auf dem sandigen Baugrund den Turm mit einem Gesamtgewicht von 26000 Tonnen zu errichten.
Mit dem 123 Meter hohen Hotel "Stadt Berlin" eröffnete man 1970 ein weiteres, steil aufragendes Symbol des Fortschritts. Das Neue Deutschland befand: "Ein Bau von zweckmäßiger Schönheit." Zu den Novitäten zählte der Hotel-Computer, der "die Zimmerbestellung für 400 Tage im voraus möglich" machte. Gäste aus dem Westen waren gern gesehen und zahlten den doppelten Preis.
1973 wurden schließlich die Rathauspassagen fertig. Die Berliner Zeitung lobte den Komplex und teilte dabei gleich ein paar Hiebe gen Westen aus: "Das von Nationalpreisträger Heinz Graffunder geleitete Architektenkollektiv ... hat ein modernes kombiniertes Wohn- und Geschäftsensemble geschaffen, das Ausdruck unseres sozialistischen Städtebaus ist. Großzügig konnten die Architekten planen und projektieren. Keine kapitalistischen Bodenspekulationen engen ihre Schöpferkraft ein."
Und heute? Fast alles wurde oder wird saniert: das "Forum Hotel", der Bahnhof Alexanderplatz und auch der Fernsehturm. Nur die Rathauspassagen dümpeln vor sich hin. Zwar wurden die 344 Wohnungen überholt, die Passagen aber verwaisen weiter. Vor allem die Läden im ersten Geschoss stehen leer, ihre Fenster sind mit Brettern vernagelt.
Dirk von Nayhauß (aus der Berliner Morgenpost Juli 2000)

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[Karte 1: Vom Potsdamer Platz zum sowjetischen Ehrenmal] [Karte 2: Historisches Zentrum und Alexanderplatz]

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